Bipolare Störung

Die bipolare Störung beeinflusst das Gefühlsleben in extremen Schwankungen. Doch mit Verständnis, einer guten Diagnose und der passenden Unterstützung lässt sich ein stabileres Leben führen. Hier bekommst du einen ersten Überblick über diese besondere Form der affektiven Störung.

15 von 20 Betroffenen hatten ihre erste Episode vor dem 25. Lebensjahr

1 von 35 in Deutschland hat eine Bipolare Störung

3 von 100 Menschen haben eine Bipolare Störung

Daten zur Bipolaren Störung

Statistiken machen sichtbar, was oft übersehen wird: Neurodivergenz ist kein Randthema. Hier findest du Daten, die zeigen, wie verbreitet und vielfältig neurodiverse Profile sind.

46 Mio.

Menschen weltweit haben eine Bipolare Störung

ca. 3%

der Bevölkerung in Deutschland hat eine Bipolare Störung

75%

der Betroffenen erleiden ihre 1. Episode vor dem 25. Lebensjahr

Definition der Bipolaren Störung

Die bipolare Störung ist eine psychische Erkrankung, bei der sich Phasen von übermäßiger Hochstimmung (manisch) mit Phasen tiefer Niedergeschlagenheit (depressiv) abwechseln. Dazwischen können stabile Zeiten ohne Beschwerden liegen. Die Stimmungsschwankungen wirken sich auf Denken, Verhalten, Energie und Alltag aus. Je nach Ausprägung können die Episoden sehr unterschiedlich sein, was die Erkennung und Behandlung anspruchsvoll macht.

Andere Bezeichnungen

Wer ist betroffen?

Komorbiditäten

Die ersten Anzeichen treten meist im Jugend- oder frühen Erwachsenenalter auf. Kinder sind seltener betroffen, allerdings zeigt sich bei Jugendlichen ein Anstieg an Diagnosen. Besonders bei Kindern kann die Störung schwer erkennbar sein, weil Symptome wie Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen oder Impulsivität auch bei anderen psychischen Besonderheiten vorkommen. Eine gute Beobachtung durch Eltern, Schule und Fachpersonen ist hier besonders wichtig.

Man spricht auch von „bipolarer affektiver Störung“. Die Bezeichnung beschreibt, dass zwei gegensätzliche Stimmungslagen (manisch und depressiv) auftreten. Umgangssprachlich wird auch einfach „bipolar“ gesagt.

Häufig treten weitere psychische Erkrankungen gemeinsam mit der bipolaren Störung auf. Dazu gehören Angststörungen wie soziale Phobie, ADHS, Zwangsstörungen oder Essstörungen. Auch Substanzmissbrauch kann vorkommen, oft als Versuch der Selbstregulation. Diese Begleiterkrankungen machen die Diagnose und Behandlung oft komplexer.

Verschiedene Verläufe

Es gibt unterschiedliche Formen: Bei der Bipolar-I-Störung treten sowohl ausgeprägte Manien als auch Depressionen auf. Bei der Bipolar-II-Störung wechseln sich Depressionen mit leichteren Hochphasen (Hypomanien) ab. Zyklothymia ist eine abgeschwächte Form, bei der über zwei Jahre hinweg starke Stimmungsschwankungen bestehen, jedoch ohne vollständige manische oder depressive Episoden. Treten mehr als vier Episoden pro Jahr auf, spricht man von einem „Rapid Cycling“-Verlauf.

Depressive Phase

Die depressive Phase ist geprägt von tiefer Niedergeschlagenheit, Antriebslosigkeit und dem Verlust an Freude. Schuldgefühle, Selbstzweifel, Appetitveränderungen und Schlafstörungen sind häufig. Manche Betroffene erleben Suizidgedanken oder ziehen sich stark zurück. Diese Phasen können sich schleichend entwickeln oder sehr plötzlich auftreten.

Manische Phase

In der manischen Phase fühlen sich viele Betroffene übermäßig selbstsicher, voller Energie und haben einen hohen Rededrang. Der Schlafbedarf ist oft gering, die Gedanken rasen. Es kann zu impulsivem Verhalten kommen, zum Beispiel durch Geldausgaben, riskante Entscheidungen oder Konflikte. Bei Jugendlichen ist statt Euphorie häufig Gereiztheit zu beobachten.

Symptome

Die bipolare Störung zeigt sich in starken Stimmungsschwankungen, die nicht durch äußere Ereignisse erklärbar sind. Die Betroffenen erleben entweder eine Phase von Hochstimmung und übermäßiger Energie oder das Gegenteil: tiefe Traurigkeit und Antriebslosigkeit. Zwischen diesen Extremen gibt es oft stabile Phasen. Die Art, Dauer und Abfolge der Phasen kann sehr unterschiedlich sein.

Ablauf der Diagnose

Die Diagnose basiert auf einem ausführlichen Gespräch und einer genauen Beobachtung der Symptome über längere Zeit. Dabei werden auch Informationen aus dem Umfeld, zum Beispiel von Familie oder Schule, einbezogen. Es gibt keine Bluttests oder Laborwerte, die die Diagnose absichern könnten. Fachleute nutzen internationale Kriterien, etwa aus dem DSM-5 oder ICD-10. Besonders bei jungen Menschen muss sorgfältig zwischen ähnlichen Störungen wie ADHS oder Borderline unterschieden werden. Eine spezialisierte Diagnostik ist deshalb oft hilfreich.

Medikamentöse Behandlung

Zur Stabilisierung der Stimmung werden sogenannte Stimmungsstabilisierer eingesetzt, zum Beispiel Lithium oder Valproinsäure. In akuten Phasen können zusätzlich Antidepressiva oder Antipsychotika nötig sein. Bei Kindern und Jugendlichen erfolgt die medikamentöse Behandlung besonders sorgfältig und unter regelmäßiger Kontrolle.

Psychotherapie

Therapeutische Begleitung, vor allem durch kognitive Verhaltenstherapie, kann helfen, Auslöser besser zu erkennen und Strategien zur Krankheitsbewältigung zu entwickeln. Familienzentrierte Ansätze beziehen auch Angehörige ein und stärken die Kommunikation. Wichtig ist auch die Psychoedukation, also das gemeinsame Verstehen der Erkrankung.

Stabilität im Alltag

Ein regelmäßiger Tagesrhythmus kann vorbeugen, dass neue Episoden entstehen. Dazu gehören ausreichend Schlaf, feste Essenszeiten und geregelte Freizeit. Betroffene lernen außerdem, Frühwarnzeichen zu erkennen, um frühzeitig handeln zu können. Auch das Umfeld spielt eine große Rolle: Verständnis, Geduld und gute Aufklärung helfen allen Beteiligten.

Therapie

Die bipolare Störung ist nicht heilbar, aber gut behandelbar. Ziel ist es, die Stimmung zu stabilisieren, Rückfälle zu vermeiden und den Alltag besser bewältigen zu können. Die Behandlung ist langfristig angelegt und sollte möglichst früh beginnen. Eine gute Zusammenarbeit zwischen medizinischen Fachpersonen, Therapeut:innen und dem persönlichen Umfeld ist dabei entscheidend.

ABER!

Bipolar zu sein heißt nicht, falsch zu sein. Therapie soll nicht deine Persönlichkeit verändern. Sie kann dir helfen, mit den extremen Höhen und Tiefen besser umzugehen und dein Leben stabiler zu gestalten.