Autismus

Autismus ist mehr als das, was viele aus Filmen kennen. Es geht nicht nur um soziale Schwierigkeiten oder Routinen, sondern um eine ganz individuelle Art, die Welt wahrzunehmen. Hier erfährst du, was Autismus wirklich bedeutet und wie unterschiedlich er sich zeigen kann.

1 von 31 Kindern hat Autismus

Jungs werden 4 mal häufiger diagnistiziert als Mädchen

1 von 100 Menschen in Deutschland hat Autismus

Daten zu Autismus

Statistiken machen sichtbar, was oft übersehen wird: Neurodivergenz ist kein Randthema. Hier findest du Daten, die zeigen, wie verbreitet und vielfältig neurodiverse Profile sind.

0,6% - 1%

der Menschen weltweit haben Autismus

4 zu 1

Jungs werden öfter diagnostiziert als Mädchen

1 von 31

Kindern hat Autismus

Definition von Autismus

Autismus, auch Autismus-Spektrum-Störung (ASS) genannt, ist eine neurologische Entwicklungsvariante. Sie zeigt sich durch besondere Muster im sozialen Miteinander, in der Kommunikation und in wiederholenden Verhaltensweisen oder starken Interessen. Manche bemerken erste Anzeichen schon im frühen Kindesalter. Die Ausprägung kann dabei sehr unterschiedlich sein: von kaum spürbar bis hin zu stark beeinträchtigend. Begriffe wie frühkindlicher Autismus oder Asperger-Syndrom wurden früher unterschieden, heute spricht man meist zusammenfassend von ASS.

Andere Bezeichnungen

Wer ist betroffen?

Komorbiditäten

Autismus beginnt in der frühen Kindheit und wird meist im Verlauf der Entwicklung sichtbar. Jungen erhalten die Diagnose häufiger als Mädchen. Das liegt unter anderem daran, dass Autismus bei Mädchen anders erscheinen kann und deshalb seltener erkannt wird. Auch viele Erwachsene erfahren erst spät, dass sie autistisch sind. Heute weiß man aber, dass Autismus Menschen aller Geschlechter und Altersstufen betreffen kann.

Für Autismus gab es früher unterschiedliche Begriffe, je nach Ausprägung: frühkindlicher Autismus, Asperger-Syndrom oder atypischer Autismus. Inzwischen werden sie unter dem Begriff Autismus-Spektrum-Störung (ASS) zusammengefasst. Damit soll deutlich werden, dass es viele verschiedene Ausprägungen gibt, die zu einem gemeinsamen Spektrum gehören.

Autismus tritt häufig gemeinsam mit anderen Besonderheiten auf. Manche Menschen haben zusätzlich eine intellektuelle Beeinträchtigung, ADHS, Sprachentwicklungsverzögerungen, Angststörungen oder epileptische Anfälle. Diese Kombinationen können den Alltag beeinflussen und die Diagnostik komplexer machen. Sie sind jedoch nichts Ungewöhnliches.

Verhaltensmuster

Typisch sind sich wiederholende Bewegungen wie Händeflattern oder ein starkes Bedürfnis nach festen Abläufen. Veränderungen im Alltag können verunsichern. Viele autistische Menschen haben sehr intensive Interessen, in die sie sich tief einarbeiten. Diese sogenannten Special Interests können eine große Quelle von Wissen und Begeisterung sein.

Kommunikation

Autistische Menschen haben manchmal eine verzögerte oder ungewohnte Sprachentwicklung. Manche sprechen gar nicht, andere sehr früh und sehr präzise. Gespräche zu beginnen oder aufrechtzuerhalten fällt oft schwer. Das liegt nicht an mangelndem Interesse, sondern daran, dass Kommunikation für sie anders funktioniert.

Soziale Interaktion

Menschen im Autismus-Spektrum fällt es oft schwer, soziale Beziehungen aufzubauen oder zu pflegen. Sie verstehen nonverbale Signale wie Mimik, Gestik oder Tonfall manchmal anders oder gar nicht. Regeln für Gespräche oder Gruppenverhalten sind oft nicht intuitiv, sondern müssen bewusst gelernt werden.

Symptome

Autismus zeigt sich bei jeder Person anders. Viele erleben Besonderheiten in der sozialen Interaktion, in der Kommunikation und im Verhalten. Auch starke, fokussierte Interessen gehören häufig dazu. Diese Merkmale müssen nicht problematisch sein. Sie spiegeln einfach eine andere Art wider, die Welt zu erleben. Die Symptome können mild oder stark ausgeprägt sein und sich im Laufe des Lebens verändern.

Ablauf der Diagnose

Die Diagnose einer Autismus-Spektrum-Störung erfolgt in mehreren Schritten. Zuerst wird die Entwicklungsgeschichte besprochen, besonders die frühen Jahre. Dann folgt eine genaue Beobachtung des Verhaltens und der sozialen Fähigkeiten. Zusätzlich kommen standardisierte Tests und Fragebögen zum Einsatz. Wichtig ist, dass andere mögliche Ursachen wie ADHS, Angst oder körperliche Erkrankungen ausgeschlossen werden. Die Diagnostik sollte idealerweise durch ein Team aus Fachpersonen wie Psychologinnen, Ärzten oder Therapeutinnen erfolgen.

Verhaltenstherapie

Diese Therapieform kann helfen, soziale und kommunikative Fähigkeiten zu stärken. Sie wird häufig bei Kindern eingesetzt, kann aber auch für Jugendliche und Erwachsene hilfreich sein. Sie wird immer an die jeweilige Lebenssituation angepasst.

Ergotherapie

Ergotherapie unterstützt beim Umgang mit Alltagsanforderungen. Sie hilft im Umgang mit Reizen, fördert die Selbstständigkeit und kann Strukturen schaffen, die Sicherheit geben.

Logopädie

Für Menschen mit sprachlichen Herausforderungen kann Logopädie sinnvoll sein. Dabei geht es nicht nur ums Sprechen, sondern auch um andere Wege der Verständigung – zum Beispiel über Gesten, Bilder oder digitale Hilfsmittel.

Therapie

Autismus ist keine Krankheit, die geheilt werden muss. Es gibt jedoch viele Möglichkeiten, das Leben im Alltag zu erleichtern. Ziel ist nicht Anpassung, sondern Lebensqualität. Ob mit Therapie, Training, Austausch oder praktischen Hilfen: das Angebot sollte zur jeweiligen Person passen.

ABER!

Autistisch zu sein bedeutet nicht, dass man "repariert" werden muss. Eine Therapie ist kein Versuch, Autismus „wegzumachen“. Stattdessen kann es dabei helfen, besser mit einer oft nicht-autismusfreundlichen Welt umzugehen.