ADHS

ADHS ist mehr als nur „Zappeligkeit“ oder „Unkonzentriertsein“. Hier erfährst du, was wirklich dahintersteckt, wie es sich im Alltag zeigt und warum es nicht nur Herausforderungen, sondern auch Stärken mit sich bringen kann.

1 von 35 Erwachsenen in Deutschland hat ADHS

Jungs werden häufiger diagnistiziert als Mädchen

1 von 20 Kindern hat ADHS

Daten zu ADHS

Statistiken machen sichtbar, was oft übersehen wird: Neurodivergenz ist kein Randthema. Hier findest du Daten, die zeigen, wie verbreitet und vielfältig neurodiverse Profile sind.

2-6%

aller Kinder und Jugendlichen haben ADHS

15% vs. 8%

Jungs werden häufiger diagnostiziert als Mädchen

ca. 3%

der Erwachsenen aus Deutschland haben ADHS

Definition von ADHS

ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) ist eine neurobiologische Entwicklungsstörung, die durch anhaltende Muster von Unaufmerksamkeit, Impulsivität und/oder Hyperaktivität gekennzeichnet ist. Sie beginnt meist in der Kindheit und kann bis ins Erwachsenenalter fortbestehen. Die Symptome treten in einem Ausmaß auf, das nicht dem altersgemäßen Entwicklungsstand entspricht und den Alltag in Schule, Beruf oder sozialen Situationen beeinträchtigen kann.

Andere Bezeichnungen

Wer ist betroffen?

Komorbiditäten

ADHS zeigt sich oft schon in der Kindheit, vor allem bei Jungen. Doch es bleibt nicht nur ein Thema für Kinder. Viele Menschen spüren die Auswirkungen auch als Erwachsene. Mit der Zeit gleichen sich die Unterschiede zwischen den Geschlechtern aus, sodass ADHS bei Frauen und Männern ähnlich häufig vorkommt.

ADHS wurde im Laufe der Zeit unter verschiedenen Namen beschrieben. In Deutschland und der EU wird in medizinischen Kontexten oft der Begriff „Hyperkinetische Störung (HKS)“ verwendet. Auch der Begriff „ADS“ (Aufmerksamkeitsdefizitstörung) ist geläufig. Er beschreibt eine Variante von ADHS, bei der vor allem Unaufmerksamkeit im Vordergrund steht, ohne starke Hyperaktivität.

Viele Betroffene haben zusätzlich mit anderen psychischen Belastungen zu tun. Beispiele hierfür wären Ängste (Anxiety), Depressionen, Autismus (wird oft auch als AuDHD bezeichnet) oder Probleme mit Sucht.

Impulsivität

Viele Kinder und Jugendliche mit ADHS handeln sehr spontan und oft, ohne vorher nachzudenken. Sie sagen oder tun Dinge, bevor sie über mögliche Folgen nachgedacht haben.Das zeigt sich zum Beispiel darin, dass sie Antworten herausrufen, bevor eine Frage zu Ende gestellt wurde, dass sie andere oft unterbrechen oder nur schwer abwarten können, bis sie an der Reihe sind. Auch bei Aufgaben fällt es ihnen manchmal schwer, erst genau hinzuschauen oder zu lesen, bevor sie loslegen.

Hyperaktivität

Kinder mit ADHS wirken oft unruhig und sind ständig in Bewegung. Im Kindergarten oder in der Schule fällt auf, dass sie nur schwer ruhig sitzen oder leise spielen können. Sie stehen während des Unterrichts immer wieder auf, zappeln herum oder klettern viel.Im Jugendalter lässt die starke körperliche Unruhe meist etwas nach. Stattdessen kann sich eine innere Unruhe bemerkbar machen, die sich zum Beispiel als Nervosität oder ständiges Gedankenkreisen zeigt.

Unaufmerksamkeit

Menschen mit ADHS haben oft Schwierigkeiten, ihre Aufmerksamkeit über längere Zeit auf eine Sache zu richten. Sie beginnen Aufgaben, beenden sie aber nicht, weil sie leicht abgelenkt werden. Das führt häufig zu kleinen Flüchtigkeitsfehlern. Besonders deutlich zeigt sich das bei Aufgaben, die von außen vorgegeben sind, wie zum Beispiel Hausaufgaben oder Aufgaben in der Schule oder im Beruf. Manche Kinder verlieren aber auch bei selbstgewählten Aktivitäten schnell das Interesse, zum Beispiel wenn sie mitten im Spiel plötzlich aufhören.

Symptome

ADHS kann sich bei Kindern und Jugendlichen ganz unterschiedlich zeigen. Viele Kinder sind manchmal zappelig oder haben Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren. Bei ADHS sind diese Merkmale aber deutlich stärker ausgeprägt und können den Alltag spürbar beeinflussen, zum Beispiel in der Schule oder im Umgang mit anderen. Wie stark die Anzeichen sind, ist von Person zu Person verschieden. Der Übergang von unauffällig zu auffällig ist oft fließend.

Ablauf der Diagnose

Die Diagnose von ADHS besteht aus mehreren Schritten und braucht etwas Zeit. Zuerst wird ein ausführliches Gespräch geführt, dieses nennt man Anamnese. Dabei fragen die Fachleute nach den aktuellen Schwierigkeiten, wie lange es sie schon gibt und wie sich die Person im Alltag fühlt. Auch die Kindheit und frühere Entwicklungen spielen eine wichtige Rolle, besonders wenn es um Erwachsene geht. Ergänzend kommen häufig Fragebögen zum Einsatz. Sie helfen dabei, die Symptome besser einzuordnen. Bei Kindern und Jugendlichen ist es oft sinnvoll, zusätzlich mit Eltern, Lehrkräften oder anderen Bezugspersonen zu sprechen und deren Beobachtungen mit einzubeziehen.

Wichtig ist: Andere Ursachen, die ähnliche Symptome auslösen könnten (z.B. starker Stress, Ängste oder körperliche Erkrankungen) müssen ausgeschlossen werden. Erst dann kann sicher festgestellt werden, ob es sich tatsächlich um ADHS handelt. Die Diagnose darf nur von bestimmten Fachpersonen gestellt werden: etwa von Psychiaterinnen und Psychiatern oder psychologischen bzw. ärztlichen Psychotherapeutinnen und Therapeuten.

Psychotherapie

Verhaltenstherapie kann besonders bei Kindern und Jugendlichen mit ADHS sehr hilfreich sein. Sie hilft dabei, Impulse besser zu steuern und den Alltag besser zu meistern. Auch Erwachsene profitieren davon – zum Beispiel, um Strukturen aufzubauen, mit Stress umzugehen und mehr Selbstsicherheit im Alltag zu gewinnen.

Medikamente

Bestimmte Medikamente, wie beispielsweise Methylphenidat,  können die Symptome von ADHS spürbar lindern. Sie helfen, sich besser zu konzentrieren und zur Ruhe zu kommen. Ob eine medikamentöse Behandlung sinnvoll ist, sollte immer gemeinsam mit Fachpersonen besprochen und gut abgewogen werden.

Selbsthilfe

In Selbsthilfegruppen treffen sich Menschen mit ähnlichen Erfahrungen. Dort kann man sich austauschen, gegenseitig unterstützen und sich weniger allein fühlen. Viele Betroffene empfinden diesen Austausch als entlastend und stärkend – ganz egal, ob sie selbst betroffen sind oder Angehörige.

Therapie

Es gibt verschiedene Wege, mit ADHS umzugehen, je nachdem, was du brauchst. Manche profitieren von Gesprächen in der Therapie, andere von Medikamenten oder dem Austausch mit Gleichgesinnten.

Wichtig ist: Du entscheidest, was dir guttut.

ABER!

ADHS zu haben bedeutet nicht, dass mit einem etwas nicht stimmt. Man braucht keine Therapie, um „normal“ zu sein: nur, wenn sie einem hilft.